E-Lastenräder: Die Kleinwagen von morgen
Vom Supermarkt wird gebraucht: Eine Kiste Wasser, außerdem Hundefutter, ein Sixpack Bier und einige Standards wie Käse, Butter und Milch. Der Markt ist einen knappen Kilometer von der Wohnung entfernt – zu weit, um alles zu Fuß nach Hause zu tragen, also nimmt man das Auto. Mit dem Ergebnis, dass man die Einkäufe daheim kurz ins Haus bringt und sich anschließend auf Parkplatzsuche begibt. Praktisch ist das nicht.
Ein normales Fahrrad ist wegen der begrenzten Zuladung keine Alternative. Ein Lastenfahrrad hingegen schon, vor allem eines mit Elektromotor. Je nach Modell lassen sich damit 50 bis 200 Kilo Last bequem transportieren. Die lästige Parkplatzsuche fällt weg, ebenso der hohe Benzinverbrauch eines Autos, das auf der kurzen Strecke nicht warm gefahren wird. Obendrein sind Lasten-Pedelecs in der Anschaffung zwar nicht eben günstig, aber doch deutlich günstiger als ein Auto. Damit werden sie zur echten Option, sowohl für den Privatgebrauch als auch für Gewerbe.
Das stellen mittlerweile auch immer mehr Käufer fest. Der Zweirad-Industrie-Verband verzeichnete schon für 2016 mehr neu gekaufte E-Cargobikes als E-Autos, am Gesamtmarkt aller E-Fahrräder haben die Lastenräder einen Anteil von etwa drei Prozent, Tendenz steigend. Das ist sicherlich noch keine Revolution, aber allemal ein Trend – der das Potential hat, den Verkehr in den Innenstädten deutlich zu verändern.
Entlastung für die Stadt
Schon im Jahr 2014 kam eine Studie des Instituts für Verkehrsforschung zu dem Ergebnis, dass Elektro-Lastenräder auf städtischem Gebiet bis zu 85 Prozent der Autokurierfahrten ersetzen könnten, was wiederum weniger Schadstoffe in der Stadtluft bedeuten würde. Bei einer Zuladung pro Rad von 100 Kilo und einer Reichweite von 90 Kilometern, so die Studie, könnten die Pedelecs die Hälfte des gesamten innerstädtischen Warenverkehrs übernehmen. Das würde bedeuten, dass merklich weniger Lieferwagen in der Stadt unterwegs sind, deren Fahrern oft nichts anderes übrig bleibt, als das Fahrzeug irgendwo verkehrsbehindernd abzustellen, weil sie keinen geeigneten Parkplatz finden. Stellt man sich nun noch vor, dass mehr Menschen auch ihre Einkäufe mit einem Lasten-Pedelec statt mit einem Auto erledigen, ergibt sich eine noch größere Entlastung der Städte.
Erfahrungen damit hat auch DHL. Der Paketdienst ließ Pilotprojekte in mehreren großen Städten laufen und ersetzte die Lieferwagen für die Zustellung teilweise durch elektrisch unterstützte Lastenfahrräder. Das Ergebnis: Ein Lastenfahrrad fuhr im Testzeitraum durchschnittlich 20.000 Kilometer weniger als ein Lieferwagen, um dieselbe Anzahl von Paketen zuzustellen, weil es die innerstädtische Wege flexibler nutzen kann.
Zuschuss von der Stadt oder dem Bund
Nun ist die Anschaffung eines Lasten-Pedelecs nicht günstig, die Räder kosten ab 2.000 Euro, nach oben ist preislich sehr viel Luft. Allerdings ist es nicht unbedingt nötig, die Anschaffungskosten allein zu tragen: Manche Städte fördern Gewerbetreibenden und Privatpersonen die Anschaffung eines E-Lastenrades. Vorreiterin ist die Stadt München: Lastenpedelecs werden mit 25 Prozent des Nettopreises und maximal 1000 Euro bezuschusst, weitere, teils satte Zuschüsse gibt es außerdem für die Installation der Ladeeinrichtung und anfallende Beratung. Auch in Heidelberg sowie einigen weiteren süddeutschen Städten gibt es eine Förderung für private E-Lastenräder.
Gewerbetreibende, auch Freiberufler, kommen abhängig von der Art ihrer Tätigkeit sogar in den Genuss bundesweiter Förderung: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) spendiert entsprechenden Unternehmen sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen bis zu 30 Prozent der Anschaffungskosten, höchstens 2500 Euro pro Rad, zu beantragen über ein Online-Formular.
Dabei ist es unter Umständen nicht einmal notwendig, sich ein E-Cargobike selbst anzuschaffen: In vielen Städten gibt es bereits Sharing-Angebote.