Rebound-Effekt: Energie sparen, mehr verbrauchen

Rebound-Effekt bedeutet, dass man gesparte Energie in erhöhten Verbrauch umwandelt. Leider keine Milchmädchenrechnung.

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Rebound-Effekt bedeutet, dass man gesparte Energie in erhöhten Verbrauch umwandelt. Leider keine Milchmädchenrechnung.

Mal wieder die ganze Nacht das Licht brennen lassen? Macht nix, beruhigt sich der eine oder andere, sind doch Energiesparlampen. Irrtum: Macht doch was. Das Phänomen heißt im Fach-Jargon „Rebound-Effekt” und beschäftigt zunehmend Energieforscher. Sie beobachten, dass sich mit steigender Energieeffizienz das Nutzerverhalten ändert. Und damit der gewünschte Effekt, Energie einzusparen, flöten geht.

Na, kommt Ihnen das bekannt vor? Der neue Kühlschrank hat im Gegensatz zu seinem 20 Jahre alten Vorgänger-Modell die Effizienz-Klasse Triple A. Dafür ist es aber ein Side-by-Side-Kühlgerät, riesig groß und gewaltig, das Eiswürfel produziert, Crushed Ice hexelt und natürlich gefiltertes Wasser spendet. Dazu gibt es inzwischen noch allerhand neues technisches Zeug in der Küche: einen Smoothie-Maker, die vollautomatische Küchenmaschine, die gleich die Suppe kocht, von der Espresso-Maschine ganz zu schweigen.

Gefühlte Ersparnisse in neue Technik investieren

Das ist Rebound-Effekt at its best: Wir freuen uns über bares Geld, das wir sparen und verpulvern es gleich wieder an anderen Stellen. Wissenschaftler unterscheiden dabei zwischen direktem und indirektem Rebound. Ein direkter Rebound liegt vor, wenn wir im Gegenzug zu günstigeren Stromkosten die Energiesparlampe länger brennen lassen. Oder wenn wir das Auto häufiger benutzen, weil der Benzinverbrauch gesunken ist. Als indirekter Rebound wird bezeichnet, wenn gesparte Energiekosten für etwas anderes verwendet werden: Etwa, indem man sich ein neues Smart-Phone gönnt oder eine Fernreise leistet.

Die Studienlage spricht da an einigen Stellen schon eine eindeutige Sprache: In Japan etwa kam es mit der Einführung des neuen Toyota Prio, einem Hybrid-Auto, zu auffälligen Verhaltensanpassungen. Statt mit der Bahn zu fahren, stiegen die Besitzer des „grünen“ Toyotas wieder auf das Auto um. Gut untersucht ist auch das Phänomen des Rebound-Effektes bei der Raumwärme in einigen europäischen Ländern. Mit effizienterer Dämmung stieg auch das Behaglichkeitsempfinden um einige Grad Celsius.

Warum das überhaupt ein Thema ist? Weil der Glaube, mit mehr Energieeffizienz Umweltprobleme lösen zu können, sich offensichtlich als Trugschluss entpuppt. Und das kann gefährlich werden. Denn Berechnungen sagen jetzt schon, dass durch dieses geänderte Nutzungsverhalten jede Energieeffizienz-Politik am Ende genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie ursprünglich beabsichtigt hatte. Auch dafür gibt es schon einen schönen Namen. Wenn mehr Energie verbraucht wird als mit der herkömmlichen Energieeffizienz, sprechen Experten von „Backfire“.

Unter Hochdruck wird jetzt versucht, Prognosen anzustellen, wohin wir mit dem Internet und mit all den anderen intelligenten Netzen der Zukunft steuern. Bisher ist lediglich messbar, dass sinkende Preise von Energie-Dienstleistungen zu einem erhöhten Konsumverhalten führen.

Wer dem Rebound-Effekt entgegenwirken will, muss im Kleinen anfangen. Bei sich zu Hause und der Frage, was er wirklich braucht. Muss es wirklich immer der neueste technische Schnick-Schnack sein? Auf welche Dinge kann ich verzichten? Das Smart-Phone zum Beispiel macht inzwischen viele andere Geräte überflüssig, von der Kamera über das GPS bis zur Stereoanlage. Ebenfalls gut: Feedbackfunktionen, die man immer häufiger an Elektrogeräten findet. Sie melden ihren aktuellen Energieverbrauch. Gerade bei Waschmaschinen können Verbraucher direkt ablesen, dass der Waschgang im Eco-Programm deutlich mehr Strom spart als im Schnelllauf-Modus. Ein erstes schönes Aha-Erlebnis.




 

Franziska Wischmann

Franziska Wischmann, Redakteurin mit den Schwerpunkten Wissenschaft und Forschung,
hat mit dem Heranwachsen ihrer Kinder für sich ein spannendes neues Feld entdeckt:
Technik, Gadgets, Apps für jede Lebenslage.

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